DRY NEEDLING

Als zusätzliche Behandlungsmethode habe ich das Dry Needling nach der Methode Schachinger erlernt. Mit dieser Methode kann man auch Einfluss auf die tieferen Muskelschichten nehmen und erzielt einen schnelleren (Behandlungs-)Effekt. Die meisten Pferde tolerieren die Behandlung mit den Nadeln gut und empfinden es als sehr angenehm.

Was ist Dry Needling?
Dry Needling ist eine Behandlungsmethode, die bei muskulären Störungen und myofaszialen Triggerpunkten eingesetzt wird. Ziel ist es, diese Triggerpunkte aufzulösen und die schmerzhafte Muskulatur zu entspannen. Dies wird mittels Einstiches mit einer Akupunkturnadel in die unmittelbare Nähe oder direkt in einen Triggerpunkt erreicht. Man erhält eine "local twitch response" (eine lokale Zuckungsantwort), die zu einer sofortigen Schmerzlinderung führt.
Dry Needling ist eine Therapieform der westlichen Heilkunde und darf nicht mit der Akupunktur verwechselt werden, die sich nach der TCM (traditionellen chinesischen Medizin) richtet und sich bei der Behandlung auf Meridiane und Energiebahnen bezieht.




Was sind myofasziale Triggerpunkte?
Durch Über-, Fehlbelastung und/ oder Traumen* entstehen in der Muskulatur Zonen, die mit Sauerstoff und Nährstoffen unterversorgt sind und dadurch nicht mehr richtig arbeiten können. Daraus resultierend bildet sich ein Hartspannstrang und in diesem entstehen kleine, knotige Verhärtungen → myofasziale Triggerpunkte. Diese kann der Körper nicht eigenständig auflösen. Die betroffenen Strukturen sind schmerzhaft und sowohl in ihrer Kontraktionsfähigkeit als auch Dehnfähigkeit deutlich eingeschränkt. Die Schmerzen können über Faszienbahnen und Muskelketten weiterziehen und in anderen Körperregionen zu weitreichenden Bewegungsstörungen führen (=myofasziales Schmerzsyndrom).

*Ursachen für die Entstehung von Triggerpunkten:
  • Trauma, z.B. Sturz, Ausrutschen, Festliegen, "Sich aufhängen" im Halfter etc.
  • ungewohnte Belastung -> alle Belastungen auf die das Pferd nicht ausreichend hin trainiert wurde z.B. plötzliche Springstunde mit einem Pferd, dass nur Dressur geritten wird; übertriebenes Üben von Lektionen, die das Pferd noch nicht kennt
  • viele sich wiederholende Bewegungen, die in ihrer Intensität nicht so stark sind, aber auf Dauer auch zu Verkrampfungen führen, z.B. zu hoch aufgehängte Heuraufe, einseitiges Training, schiefes Sitzen des Reiters, schlecht ausbalancierter Reiter etc.
  • eine Kombination aus den drei oben genannten Punkten
  • Systemische Faktoren, z.B. Stress, schlechte Ernährung, Infektionen oder Dysbalancen im Hormonsystem, können beim Menschen weitere Faktoren sein. Dies ist beim Pferd noch nicht erforscht. Da ihre Muskelphysiologie jedoch mit der des Menschen vergleichbar ist, kann man davon ausgehen, dass diese auch bei Pferden eine Rolle spielen.




Wirkung von Dry Needling:
Trotz vieler Erkenntnisse sind noch nicht alle Fragen bezüglich des Wirkmechanismus von Dry Needling beantwortet. Es lässt sich aber sagen, dass der Stich mit der Nadel in den Triggerpunkt oder das umliegende Gewebe eine lokale Reaktion erzeugt, bei der die Verkrampfung gelöst wird, die Durchblutung gesteigert wird (somit auch die lokale Entzündungsreaktion gesenkt und die Sauerstoffversorgung der Muskulatur verbessert wird) und eine sofortige Schmerzlinderung eintritt. Gleichzeitig werden durch den Einstich die Faszien mitbehandelt und Faszienverklebungen lösen sich. Somit hat Dry Needling über das Fasziensystem und die Muskelketten einen positiven Einfluss auf den ganzen Körper. Oftmals reicht eine einmalige Behandlung aus, um eine deutliche Verbesserung zu erzielen.

INDIKATIONEN:
  • alle Auffälligkeiten im Bewegungsablauf
  • Muskelverspannungen
  • Verhaltensauffälligkeiten
  • Probleme beim Reiten oder bei der Arbeit am Boden (z.B. schlechte Biegung und/oder Stellung, mangelnde Losgelassenheit etc.)
  • Prophylaxe (jährlicher "Check-up")

KONTARINDIKATIONEN:
  • lokale oder systemische Infektionen (mit oder ohne Fieber)
  • blutverdünnende Medikamentengabe oder Fütterung
  • Lymphödeme und Hämatome
  • Hautdefekte, Hautinfektionen und allergische Hautreaktionen
  • Gebiete von Tumorerkrankungen
  • akute Muskelprobleme (Kreuzverschlag oder Tying-up)
  • Trächtigkeit


Nach der Behandlung: Wichtig für den Patientenbesitzer!
Da während und nach der Behandlung Veränderungen im Gewebe stattfinden, brauch das Pferd Zeit, um diese physisch und psychisch zu verarbeiten. Deswegen sind nach der Behandlung folgende Punkte zu beachten:
  • das Pferd sollte auf keinen Fall in irgendeiner Form gearbeitet werden
  • um den Stoffwechsel und somit den Abtransport der Schlackstoffe anzuregen, sollte das Pferd 15 Min. im Schritt geführt werden
  • 3-5 Tage sollte das Pferd nicht geritten werden
  • 3-5 Tage sollte das Pferd nicht galoppiert werden (unter dem Reiter oder an der Longe)
  • in den nächsten 1-3 Wochen ist das Ziel, durch Dehnung und lösende Übungen, eine schmerzfreie und gut koordinierte Muskelarbeit zu erreichen
  • in seltenen Fällen können nach der Behandlung lokal kleine Ödeme entstehen oder sich Pusteln bilden; auch in den ersten 3 Tagen können die Anzeichen einer Entzündung auftauchen (Schwellung, Wärme, Rötung, Schmerz, eingeschränkte Funktion)



Blutegeltherapie

Der medizinische Blutegel (Hirudo medicinalis) wird schon seit Jahrhunderten in der Medizin zur Behandlung verschiedener Erkrankungen eingesetzt.

Medizinische Blutegel haben in ihrem Speichel eine Reihe von medizinisch wirksamen Substanzen (wie Hirudin, Calin, Egline, Hyaluronidase u.a.), die während des Saugvorganges in die Bisswunde/in das Gewebe abgegeben werden. Diese haben u. a. eine durchblutungsfördernde, gerinnungshemmende, schmerzlindernde, antibiotische und entzündungshemmende Wirkung. Durch den Saugvorgang und das Nachbluten, verursacht durch den gerinnungshemmenden Wirkstoff, wirkt die Behandlung mit Blutegeln wie ein kleiner Aderlass. Er soll Stoffwechselschlacken und Körpergifte ausleiten und den Lymphstrom beschleunigen.

Indikationen:
  • Arthritis/Arthrose (z. B. Schale, Spat)
  • Huferkrankungen (z. B. Rehe)
  • Hufrollenproblematiken
  • Bursitis (Schleimbeutelentzündungen)
  • Erkrankungen des Bänder- und Sehnenapparates (z. B. Sehnen- und Sehnenscheidenentzündungen, Probleme mit dem Fesseltrageapparat, Kniegelenksproblematiken)
  • Gallen
  • muskuläre Problematiken (z. B. Muskelfaserrisse, Muskelverspannungen)
  • Wirbelsäulenerkrankungen (z. B. Spondylose, Kissing Spines)
  • Wundheilungsstörungen
  • Verbesserung des Narbengewebes
  • Satteldruck
  • Ekzeme (z. B. Sommerekzem, Mauke)

Behandlungsablauf:
  • Die Tage vor dem Termin sollten Sie ihr Pferd an der betroffenen Stelle nicht mit Fliegenspray oder anderen Pflegeartikeln behandeln (könnte den Egeln den Appetit verderben).
  • Die zu behandelnde Stelle wird mit einer Schere vorsichtig freigeschnitten und glattrasiert.
  • Dann werden die Egel angesetzt und sie fangen an zu saugen. Dies kann zwischen 20 Minuten und 1,5 Stunden dauern. Ist der Egel satt, fällt er von alleine ab.
  • Nun setzt die Nachblutung ein, die bis zu 24 Stunden lang dauern kann.
  • Ggf. wird die Wunde mit einem Pflaster oder einem Verband abgedeckt.
  • Der heilende Effekt kann nach unterschiedlichen Zeitabständen auftreten, auch unmittelbar danach, und hält häufig monatelang.


Je nach Indikation und Erfolg nach der ersten Behandlung ist eine einmalige Anwendung ausreichend. Es kann aber sein, dass weitere Behandlungen mit kurzen Zeitabständen (3 - 5 Tage) nötig sind.








Massage

Die Massage ist eine zu Heilzwecken von der Hand ausgeführte mechanische Beeinflussung auf die Muskulatur und die oberflächlichen Gewebsschichten. Die Massage ist eine Reiztherapie, auf die der Organismus antwortet. Angewendet wird sie bei Störungen des Bewegungsapparates bzw. bei Störungen, die Auswirkungen auf den Bewegungsapparat haben können. Es werden verschiedene Handgriffe (u. a. Streichungen, Knetungen, Reibungen, Hautreizgriffe) verwendet, die unterschiedliche Wirkungen hervorrufen.

Wirkung:
Die Reize, die von außen auf die Körperdecke treffen, werden in den Nervenzentren verarbeitet und lösen durch nervale Anschaltungen Anpassungen an die Reize aus. Einzelne Massagereize, je nach Intensität der Handgriffe und der Größe der bearbeiteten Fläche, führen zu unterschiedlichen Empfindungen und allgemeinen Wirkungen:
  • Lockerung, Dehnung und Entspannung der Muskulatur
  • Lymphstrombeschleunigung
  • Kapillarstrombeschleunigung
  • verbesserter Stoffwechsel
  • Aktivierung des Immunsystems (Freisetzung von Histamin)
  • verbesserte Durchblutung ▶ Sauerstoffangebot in der Muskulatur wird erhöht ▶ sämtliche Oxidationsvorgänge der Stoffwechselprodukte werden beschleunigt (Abbau/Abtransport wird beschleunigt) ▶ Schmerzlinderung

Indikation:
  • allgemein hoher Muskeltonus
  • Verspannungen
  • Narben
  • Faszienverklebungen
  • längere Stehpausen
  • bindegewebige Veränderungen

Kontraindikation:
  • Starke Lahmheit, ohne vorherige tierärztliche Untersuchung
  • Entzündungen
  • Infekt (mit oder ohne Fieber)
  • Infektion (lokal oder allgemein)
  • Lymphangitis ("Blutvergiftung")
  • Hauterkrankungen
  • Kreuzverschlag
  • Nervenentzündungen
  • Thrombosen

Nach der Massage kann das Pferd steif und gebunden gehen, da durch die Behandlung Schlacken freigeworden sind, die erst abtransportiert werden müssen. Sie sollten ihr Pferd nach der Massage ca. 2 Tage lang nur im Schritt spazieren führen (im Trab wird der Rücken festgestellt). Es sollte nicht longiert oder in eine Führmaschine gestellt werden. Das Pferd muss die Möglichkeit haben, sein eigenes Tempo zu wählen, sonst ist es nicht losgelassen und verspannt wieder.